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Jahrtausendealte Weinkultur im Burgenland

Der Weinbau in diesem Gebiet ist jahrtausendealtes Kulturgut. Wie mit rund 900 v. Chr. datierte fossile Funde der ungarischen Akademie in der Gegend von Schattendorf/Klingenbach zeigen, wurde hier bereits von der Volksgruppe der Kelten die Europäische Kulturrebe Vitis vinifera genutzt. Auch die südöstlich siedelnden Illyrer hatten schon eine gut entwickelte Weinkultur. In der Zeit der Römer wurden in der Provinz Pannonien insbesondere im Landstrich von der Parndorfer Heide bis Ödenburg Reben kultiviert, aber auch um den Eisenberg.

Karl der Große (768-814) ermöglichte einen weinbaulichen Modernisierungsschub (forcierte Auspflanzung „hochwertiger“ fränkischer Rebsorten anstelle der weniger guten „hunnischen“ bzw. heunischen). Als die Magyaren um 896 das Karpatenbecken besetzten, fanden sie vielerorts „blühende“ Rebflächen vor. Unter König Stephan I (1001-1038), als die Ungarn den christlichen Glauben annahmen, gab es einen großen Aufschwung des Weinbaues in der Region. Im Jahr 996 ließ er am heiligen Berg Pannonhalma Benediktinermönche ansiedeln, wodurch nicht nur bessere Kenntnisse in der Landwirtschaft und im Weinbau ins Land kamen, sondern auch mehr Geld (in der Stiftungsurkunde der Abtei von Pannonhalma wurde die Weintraube an erster Stelle der Erzeugnisse genannt, die dem Zehent unterlagen). An ihre Seite in der Kolonisationsarbeit traten später vor allem die Zisterzienser. Die durch Schenkung (zwischen 1208 und 1217) bedachten Mönche des Zisterzienserklosters Heiligenkreuz in Niederösterreich setzten ihren Auftrag um, das Ödland und Sumpfgebiet im nordöstlichen Bereich des Neusiedersees (Weiden, Mönchhof, Podersdorf) zu Kulturland zu machen. Neben Ackerbau und Viehzucht wurde vor allem der Weinbau mit großer Vorliebe vorangetrieben („um den Brüdern in Krankheit zur Stärkung Wein geben zu können“). In der Folge kam es zu einer wellenartigen Besiedlung durch Mönche, Bauern und Handwerker aus dem Westen (Bayern, Franken, Österreicher). Während die Landwirtschaft lange Zeit in Form des Feudalsystems betrieben wurde, gab es für den Weinbau schon frühzeitig begünstigte Sonderregelungen.

Die bislang größte Ausdehnung erlangte der Weinbau im österreichisch-ungarischen Raum im 15./16.Jh., auch an Orten, wo es heute keinen Weinbau mehr gibt. Die Fläche dürfte rund zehnmal so groß gewesen sein wie heute. Schon damals wurde auf Qualität hoher Wert gelegt. Weinberge, Rieden, (seit dem 11/12. Jh. bekannt) unterzog man immer öfter entsprechend ihres Gütepotenzials einer Klassifikation (beste, mittlere, schlechte Lagen). Wien wurde das Weinbau- und Handelszentrum im Donauraum, insbesondere für den Export des höherwertigen, pannonischen Weines in die „Oberländer“ Böhmen, Mähren, Schlesien, Polen, sogar bis St. Petersburg.

Rust erlangte die führende Rolle im westungarischen Weinbau, insbesondere als wichtiges Zentrum für den Export edelsüßer Weine. In das nahe liegende „Gebirg von Donnerskirchen“ lässt sich auch die erste Trockenbeerauslese der Welt in das Jahr 1526 zurückverfolgen. Bereits 1524 erhielten die Ruster Winzer aufgrund ihrer hohen Weinqualität das königliche Privileg, ein großes „R“ in ihre Fässer einzubrennen, womit erstmals Herkunft symbolisiert und gleichzeitig Steuerfreiheit im Export bestätigt wurde. Dieses Markenschutzprivileg erhielten gleichzeitig auch die Winzer von Jois („G“ für Gews als alte Bezeichnung) und Neusiedl am See („N“).

Ende des 16. Jh./Anfang des 17. Jh. kam es zum Niedergang des Weinbaues. Viele Gründe waren dafür verantwortlich: hohe steuerliche Belastung des Weines, Erlaubnis für das Brauen und Ausschenken von Bier, Reformationszeit, Türkenkriege, Dreißigjähriger Krieg, Pestepidemie, Armut und insbesondere die massive Klimaverschlechterung. Erst unter Kaiserin Maria Theresia (1740-1780) und ihrem Nachfolger und Sohn Josef II. (1780-1790) blühten der Weinbau und die Weinwirtschaft in Österreich wieder auf.

In der 2. Hälfte des 19. Jh. kam es erneut zu einer existenzgefährdeten Phase, und zwar für den ganzen europäischen Weinbau. Viele Jahre mit großer Kälte und die nach ihrer Einschleppung aus Nordamerika sich explosionsartig ausbreitenden beiden Pilzkrankheiten (Echter Mehltau um 1850 und Falscher Mehltau um 1880) sowie die Reblaus (1870) vernichteten innerhalb weniger Jahre die Weingärten von Spanien bis Osteuropa.
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